Samstag, 3. April 2010

"Germany's next Topmodel" und so -.-

Vor etwa zwei Tagen war ich mit einer Freundin und einer Freundin meiner Freundin in einer Münchner Diskothek. Einlass war schon um 20 Uhr, und das hatte auch einen Grund: "Germany's next Topmodel". Warum sich unzählige Mädels möglichst heftig auftakeln (Seidenstrümpfe, High-Heels, kaum erwähnenswerte Röcke und Ausschnitte bis zum Bauchnabel... Wie soll man damit tanzen??? Wir kamen wenigstens noch in Ballerinas und Jeans, da kann man sich auch mit bewegen...), nur um zwei Stunden Zickenterror und Psychospielchen zu schauen und hinterher kläglich dabei scheitern, auch nur einen Schritt zu tun, ist mir unbegreiflich.

Aber darum soll es nicht gehen. Es ist zum Glück jedem selbst überlassen, wie er sich kleidet. Ist ja nicht mein Bier, wenn diese dummen Weiber sich ihre Beine brechen, sich von betrunkenen Machos begatten lassen und am Ende des Abends zwischen Tanzfläche und Garderobe bestiegen werden. Von den Spätfolgen einer verhütungsfreien Nacht gar nicht zu reden. Aber egal.

Nein, es geht um diese Sendung. Ich meine, klar, man KANN ja gewinnen, in gewisser Weise lohnt sich eine Teilnahme also auch. Man ist auch für ein paar Wochen deutschlandweit bekannt, nicht einmal als Nichtzuschauer kommt man um die Erkenntnis herum, wer gewonnen hat und wer nicht. Auf ein paar Plakaten und Titelseiten wird man auch abgedruckt, logisch, aber wie lange bleibt man den Leuten denn wirklich im Gedächtnis? Den Machern der Show geht es doch nur um Profit, und mal ehrlich, Heidi Klum ist auf den Laufstegen der Welt nicht mehr so oft zu sehen. Sie ist ja nicht mal schön, aber darüber lässt sich streiten. Irgendwo muss die Frau ja ihr Geld herkriegen. Models haben als laufende Kleiderständer eben nur ihre Jugend vorzuweisen, und die vergeht.

Deshalb gibt es die Sendung ja auch nur. Dass die Dame durch ihren Auftritt in der McDonalds-Werbung bekannter ist als durch ihre Modelaktivitäten, ist beim besten Willen kein Zeichen dafür, dass ihre Karriere gut läuft. Und wie sie ihre Mädels behandelt, ist eigentlich auch eine Schande. Wer nicht spurt, wird runtergemacht, dabei kann Frau Klum wahrscheinlich nicht graziler laufen als die dummen Mädchen, die sich von dieser Verarsche eine Zukunft erhoffen. Vor kurzem habe ich Gewinnerin der vorigen Staffel in der Müller-Joghurt-Werbung gesehen, so viel dazu.

Da geben zwanzig Mädels ihre mögliche Karriere auf, brechen die Schule ab und Ähnliches, und was haben sie davon? Da sie noch so jung sind, konnten sie natürlich noch keine richtige Persönlichkeit entwickeln und werden so geformt und erzogen, wie es der Jury passt. Wer nicht hineinpasst und keine Lust hat, das Spiel mitzuspielen (also die eigene Persönlichkeitsentwicklung aufzugeben), wird eben rausgeworfen, frei nach dem Motto "Was nicht passt, wird passend gemacht" bzw. "Mach kaputt, was dich kaputt macht". Wenn eine sowieso recht emotional ist und mit Stress nicht zurechtkommt, wird erst recht Druck auf sie ausgeübt, damit sie auch ja früher oder später einen Kollaps bekommt. Dann wird sie wieder "gnädig" aufgenommen, nunmehr als gebrochener Charakter, der gehorchen wird, ganz gleich, was du ihm zumutest.

Denn genau darum geht es ja, die Mädels zu brechen, zu formen und dann wieder fallen zu lassen. Das wollen die Menschen ja auch irgendwie sehen. Nebenbei wird noch ein paar Mal die Privatsphäre nicht geachtet, die eine wird beim Heimweh gefilmt, die nächste beim Streit mit ihrer Freundin, die andere, wenn sie mit ihrem Freund Schluss macht, usw. Dass all diese Mädchen trotz dieser unwürdigen Behandlung - von der sie ja schon durch die vorherige Staffel wussten, dass sie gegeben sein würde - noch glauben, sie könnten berühmt werden und groß rauskommen... Unglaublich, so viel Optimismus verdient den Nobelpreis!

Arme, dumme Mädchen. Ein abgewracktes Nichtmehr-Topmodel, das für McDonalds wirbt. Prominente Jurymitglieder, die keiner kennt und die man hinterher ganz schnell wieder vergisst. Und wenn man das alles gut verrührt und der Öffentlichkeit zugänglich macht, kommt "Germany's next Topmodel" heraus, die erste Topmodel-Show Deutschlands, die weder von Topmodels geleitet wird noch Topmodels ausbildet. Wohl bekomm's!

In diesem Sinne,
die Sojabohne.